Der Krottenbach und sein Tal
Der 7 Kilometer lange Krottenbach, vielfach auch „Döblingerbach“ genannt, der ein Einzugsgebiet von etwa 11 km2 besitzt, hat möglicherweise auch dem Bezirk seinen Namen gegeben. Zwei Erklärungen für den Namen Döbling sind glaubhaft. Die erste, abgeleitet von „Tobel“ würde auf die Wildbachschlucht hinweisen, die der Krottenbach von der Silbergasse an durch den Wertheimsteinpark zur Donau offen durchfloss. Die zweite würde sich vom altslawischen „Topilice“ ableiten, das die Deutung „zersprungene Erde“ und „warme Quelle“ zulässt. Döbling wird 1130 als „Topilice“ erstmalig urkundlich genannt und lag als Zeilendorf am Krottenbach. Am Krottenbach fanden sich Spuren von römischer Besiedlung. Er teilte im Laufe der Zeit zwei Ortschaften, nämlich den Ort Oberdöbling vom Ort Unterdöbling, das ursprünglich „Krottendorf“ hieß. Eine Weinriede, „Krottenbach“ genannt, umfasste 13 Joch Weingärten.
Alle die zahlreichen Quellen des Dreimarksteines an der Südseite in Salmannsdorf und die Wasserabflüsse vom Sommerhaidenabhang des Michaelerberges sammelt der Krottenbach in Neustift am Walde. Von da an durchfließt er das breite Tal zwischen Hackenberg und der Türkenschanze, eingegraben in die maritimen und sarmatischen Sandschottergründe bis zur Krim. Von dort setzt er im Bogen den Lauf fort, nimmt oberhalb des Rudolfinerhauses den Arbesbach — auch Erbsenbach genannt — auf, zernagt den Rand der alten Donauterrasse und stürzt in eine tiefe Wildbachschlucht von der Silbergasse an, am Tullnerberg (Wertheimsteinvilla) vorbei, der Donau zu. Der Unterlauf des Krottenbaches wurde bereits 1889 eingewölbt und später in den Sammelkanal eingeleitet, der das rechte Donaukanalufer begleitet. In den Jahren 1910/11 wurde auch der Oberlauf 3037 Meter lang eingewölbt.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstand am Krottenbach eine Reihe der schönsten Döblinger Landhäuser, eines davon war das des nö. Regierungsrates und k. k. Direktors des galizischen Salzwesens Adam Albert von Henikstein, an Stelle der späteren Obersteinerschen Irrenanstalt. Auf diesem Grundstück, einer Sandstätte, stand einst eine Windmühle, die 1784 Herr von Henikstein erbte. Dort erbaute er ein kostbares Landhaus und legte einen reizenden Park an. Der Arbes- und Krottenbach, die sich dort vereinigen, richteten bei starken Regengüssen oft großen Schaden an und ließen befürchten, dass das auf einem Hügel erbaute Gebäude unterwaschen würde. Henikstein erwarb daher die am Zusammenfluss der Bäche gelegene Hammerschmiede an der Stelle des heutigen Bundesgymnasiums in der Billrothstraße, ließ das Bett der Wildbäche durch ein Wehr sichern und einen Teich im Park anlegen. Der Park war den Ortsbewohnern zugänglich und enthielt sogar eine Meierei. Zahlreiche Brücken überquerten den Bach vor seiner Kanalisierung. Eine davon im Zuge der Obkirchergasse hieß „Haspingerbrücke“ und erinnerte an den Tiroler Freiheitskämpfer P. Joachim Haspinger, der oft beim Döblinger Pfarrer Peter Obkircher zu Gast war.
Die Billrothstraße (früher Hirschengasse) lag bei der Silbergasse einst viel höher und eine Stiegenanlage führte zur Silbergasse hinunter, man musste auch hier über eine Steinbrücke über den Krottenbach gehen, um von Oberdöbling nach Unterdöbling zu gelangen. Ried: „An den Stiegen“
Der Spaziergang zum Wertheimsteinpark längs des dahinrauschenden Baches unter den schattigen Baumkronen wird von alten Döblingern als Naturgenuss geschildert. In einer Beschreibung heißt es: „Bald sah man links oder rechts einen Weingarten, eine Wiese, eine Art Wildnis, durch die eine Holztreppe zu einer Quelle zwischen zwei Steinsäulen hinabführt, bald Obstbäume, bald Geröll, durch die sich das Wasser widerwillig murmelnd zwängte, bald Gärten an deren obersten Ende zierliche Gebäude standen ...“
as war einst der Krottenbach und sein Tal.
Autor: Karl A. Erhard
aus den Döblinger Museumsblättern Nr. 44/45, Mai 1976.