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OKTOBERFEST 1995


Dieses Jahr fand das Oktoberfest  nur  im  September statt.

Der einzige Tag im Oktober war für mich vorbehalten. Und was für ein Tag. Es goß in Strömen, vom Himmel das Wasser, vom Zapfhahn das kühle Bier in die Kehle. Nur die Fahrt von Wien nach Mönchen war zu trocken. Da ja bekannt ist, daß sowohl das Bier aus Wien (1841), als auch die Bierkutschenpferde (Noriker) aus Österreich kommen, hatte ich immer das Gefühl meine Heimat gar nicht zu verlassen. Ja, Ja, wenn da die Grenze nicht gewesen wäre.  Einige, die gegen die EU gestimmt hatten wurden ordentlich gefilzt. Außer Bierdeckel hatte man nichts gefunden. Und dann nur Andenken. Alles in weiß und blau. Ein ganzer Freistaat voll. Am Abend , zu später Stunde, ist mir das Weiß abhanden gekommen. Das Einzige was nicht voll war, waren die Maßkrüge. Und immer nur: Tee....Krüge hoch!!!! Wie sollte da Stimmung hochkommen. Bis auf die Preise hatte sich nichts geändert (10 Mark 30 eine Maß, a stolzer Preiss). Die „Umtata Musik"  spielte nur österreichische Ohrwürmer. (Ja mir san min Radl da. Oder: Ka Hirter Madl mag i net..). Wenn da Moik noch da gewesen warat, ma hätt glaubt, ma wär im Musikantenstadl. Und die Kellnärrinen: Waschechte Österreicherinnen. Endlich wieder einmal schöne Dirndln. Nur die Mark waren ihnen lieber, als die Schillinge. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war auch ich  für die Eurowährung. Die bayrische Kapelle spielte inzwischen zum x-ten Mal: " Who the fuck is Ellis"? Schade daß ich nicht bayrisch konnte. Wie aus heiterem Himmel lag urplötzlich ein totes Schwein, in Form eines Spanferkelteiles, mehr oder weniger, vor mir. Ein herrlicher Duft schlug mir unverzüglich ins Antlitz. Genau genommen, schlug sich ja der Kartoffelknödel mit der Soße. Spätestens aber nach 5 Minuten am Pullover nieder. Wenn jemand in der Reihe aufs Klo wollte, mußte Jeder jedes Mal auf-erstehen. Nachdem von Durchgehenden ein bißchen Zigarettenasche auf das herrliche Spanferkel fiel, stand man spätestens nach dem dritten Mal mit dem Teller auf, wurde aber sofort, mehr als unsanft, von der mit 12 Maßkrügen bestückten Kellnärin, in die Box zurückgestoßen. Daß war um so tragischer, als die Soße mit ihrer eignen Schwerkraft im Streit lag. Aber es war auch so, viel, viel zu heiß. Apro Po Klo. Während sich die Damen ewig lange anstellen mußten (die Schlange reichte des öfteren bis zur Essensausgabe, was sich in manchen Fällen als sehr praktisch erwies), pischten die Männer in jede halbwegs dunkle Ecke. Zu diesem Zwecke wurden heuer, das erste Mal, eigene Pischboxen, gleich vor den Zelten, aufgestellt. Diese wurden aber, des Anstandes wegen, erst bei erbrechender Dunkelheit, nicht nur vom Regen, bepiselt. Irgenwann, es mußte so gegen halb zwölf gewesen sein, hatte ich des köstlichen Oktoberfest-bieres mehr als genug und erzwang sogleich mit dem lauten Ruf  "Aus" das Ersterben der Musik und das Versiegen der Zapfhähne. Irgenwo war das für mich eine große Genugtuung, daß doch noch jemand auf mich hörte. Und  noch dazu nicht einmal in der Heimat. Obwohl ich mir heuer ganz fest vorgenommen hatte, den Eiskasten im Hotelzimmer nicht zu plündern.... Ja wenn das Fleisch nicht gewesen wäre. Tags darauf, nachdem ich die restlichen Erdnußkerne aus meiner Bettstatt entfernt hatte, berappte ich noch beim Empfang ein Flascherl Bier, ein Flascherl Wein und natürlich, den unbedingt notwendigen, Sekt. Alles zusammen lockere 40 Mark.Was da im Fernsehen noch so sehenswert war, wußte ich tags darauf wirklich nicht mehr. Auf der Fahrt nach Wien war mir überraschenderweise ein bißchen mulmig.

 

Tausend  km wegen einem Rausch, das muß ich mir des nächste Jahr gründlich überlegen. Stimme des Volkes: Wett ma, du fahrst nächstes Jahr wieder auf´s Oktoberfest?

Oans, zwoa, drei, G'suffa!!!